Teil 1: Camino del Norte

Der Camino del Norte  (auch Camino de la Costa oder Küstenweg genannt) ist nach dem Camino Primitivo der älteste Jakobsweg, den es in Spanien gibt. Er führt  auf einer Strecke von 860 km von Irún nach Santiago de Compostela und ist eine sehenswerte Alternative zu dem - dank seiner anhaltenden Beliebtheit - überlaufenen Camino Francés. Zwischen dem Ozean und kantabrischen Bergen gelegen, zeichnet der Küstenweg das Bild eines rustikalen Spaniens, mit Dudelsackmusik und starkem Apfelwein.

Wer diesen Weg bestreitet, der geht ein kleines Abenteuer ein, denn während im Landesinneren etwa 70 % der Pilger den Camino Francés gehen, ist es auf dem Camino del Norte vergleichsweise ruhig, auch ist das Herbergennetz (noch) nicht dicht ausgebaut und ein Großteil der dort lebenden Spanier beherrschen nur ihre Muttersprache bzw. lokale Dialekte, sprechen aber kein Englisch.

Hier beschreibe ich unsere persönliche Etappenplanung:


Baskenland

Die autonome Gemeinschaft der Basken im Norden Spaniens hat eine faszinierende Kultur und besticht durch seine einzigartige Architektur. Wunderschön sind auch die atemberaubenden Klippen und Felsformationen, die bereits vor über 100 Millionen Jahren geformt wurden, und welche man bewundern kann, wenn man dem Camino del Norte folgt.

Anreise

WIEN - DÜSSELDORF - BILBAO

Im Baskenland beginnt der Camino del Norte bereits in Irún nahe der französischen Grenze; wir kürzen aber ab und starten unsere Reise in der Großstadt Bilbao. Die baskische Stadt, die einst für ihren schroffen Charakter bekannt war, hat sich inzwischen zu einer modernen Stadt mit künstlerischem Flair entwickelt und beherbergt das weltbekannte Museum Guggenheim. Seine außergewöhnliche Bauweise, bestehend aus Glas, Titan und Kalkstein, veränderte seit Fertigstellung das Stadtbild nachhaltig und erhielt 2001 sogar den "Out-standing Structure Award". Ein Must-see in Bilbao!

Etappe 1

BILBAO - PORTUGALETE 

In Bilbao ergibt sich die Gelegenheit Proviant einzukaufen und die letzten Vorbereitungen für den Start der ersten Etappe zu treffen. Grundsätzlich wird der Jakobsweg natürlich zu Fuß gegangen, nachdem ich aber mit Kind unterwegs bin, kürzen wir weite Teile mit Bus und Bahn ab - so auch hier. Mit der Metro verlassen wir Bilbao in Richtung Portugalete. Das dortige Highlight ist die Puente Vizcaya, eine exotische Brückenkonstruktion, an der eine Gondel hängt, die rund um die Uhr Menschen und Autos über den Fluss transportiert.

Etappe 2

PORTUGALETE - SANTURTZI - LAREDO - SANTOÑA

Ab Portugalete führt unser Weg in das Nachbarsdörfchen Santurtzi, von wo aus uns ein Bus zum nächsten Ziel bringt. Die eigentliche Wegführung führt die Pilger nach Castro Urdiales. Ein Ort, der mit seinem Castillo de Santa Ana ein echter Hingucker ist. Wir jedoch, fahren bei strömenden Regen lieber bis nach Laredo, wo uns strahlender Sonnenschein erwartet. Das Wetter an der spanischen Nordküste ist einfach unberechenbar. Nach einer Stunde Badepause ging es mit der Fähre Santoña, ein kleines niedliches Hafenstädtchen.



Kantabrien

Kantabrien gilt als einer der grünsten Teile Spaniens und ist Heimat einer atemberaubenden Landschaft. Von dramatischen Schluchten und steilen Bergen bis hin zu sanften Hügeln und einem abwechslungsreichen Ackerland - das ist die perfekte Kulisse für Trekking.

Etappe 3

SANTOÑA - SANTANDER 

Nach einem Tag Pause in Santoña geht es mit dem Bus weiter nach Santander, wo wir ursprünglich einen weiteren Tag Pause einlegen wollten, insgesamt aber 3 Tage blieben, weil uns die Stadt unheimlich gut gefallen hat.

 

Edit: Auch bis zum Schluss blieb Santander meine Lieblings-stadt auf der gesamten Reise! (Nicht einmal Barcelona schaffte es mein Herz zu erobern.)

 

Blog:     Tag 4 - Ein verlorener Tag in Santoña

                Unsere Tage in Santander

 

Video:   VLOG #002 - Auf dem Weg nach Santander

                Santander Roadshow

Etappe 4

SANTANDER - BARREDA - SANTILLANA DEL MAR

Weiter geht es mit der Bahn von Santander nach Barreda, um uns den Weg durch das Industriegebiet von Santander zu ersparen, trotten aber dennoch in Barreda ein paar Minuten am Chemiegiganten Solvay vorbei, bis wir kurz nach dem Fluss Saja den Ort in Richtung Viveda verlassen und ab da an bei wechselhaften Wetter etwa 4 Stunden Fußmarsch nach Santillana del Mar zurücklegen. Bei dieser Etappe stellt sich heraus, dass für uns 7,5 km bei ständig wechselnden Höhenmetern das Limit des Machbaren sind. Luca brauchte zwei große Pausen und dazwischen viele kleine. Bei einer Pause kurz nach Viveda gesellte sich ein kleiner Hund zu uns und futterte unsere Kekse weg. Er war einfach zuckersüß!

Etappe 5

SANTILLANA DEL MAR - CABORREDONDO - COBRECES

Santillana del Mar selbst ist ein echtes Highlight mit seiner mittelalterlichen Altstadt, wenngleich auch völlig überteuert, weil Anziehungspunkt für viele spanische Urlauber. Gesehen habe ich vom Ort nicht viel, dafür umso mehr die Gesellschaft einiger Mitpilger im örtlichen Konvent (ehemaliges Kloster) genossen. Nach einer erholsamen Nacht und einem kleinen Frühstück geht es weiter nach Caborredondo, damit erreichen wir die Hälfte der geplanten Strecke nach Cobreces, die andere Hälfte kürzen wir -am Ende unserer Kräfte- mit dem Bus ab. Im Ort selbst machen wir einen Schnappschuss von der Iglesia de San Pedro, bevor wir uns in der wunderschönen Herberge Viejo Lucas, einem ehemaligen Bubeninternat, niederlassen.


Etappe 6

 COBRECES - COMILLAS

Diese Etappe legen wir ebenfalls mit dem Bus zurück. In Comillas geht es ein Stück auswärts in unser Hotel mit Blick auf saftig grüne Wiesen und später mit dem Bimmel-Bammel-Zug durch das Städtchen. Wir genießen die Fahrt und das sonnige Wetter.

Etappe 7

COMILLAS - LA REVILLA

Auf dieser Etappe laufen wir die alte Wegmarkierung des Jakobswegs bis nach La Revilla in das Landesinnere. Der heutige Jakobsweg erstreckt sich seit 2016 wegen seiner Schönheit der Küste entlang und führt schlussendlich nach San Vicente de la Barquera. Mitten im Nirgendwo kommen wir in einer Suferunterkunft als einzige Gäste unter.

Etappe 8

LA REVILLA - SAN VICENTE DE LA BARQUERA - LLANES

"Schlaflos in der Pampa" hätte der Titel zur vergangenen Nacht lauten können, sodass wir uns bereits morgens auf dem Weg nach San Vicente de la Barquera befanden. Ich war von dem Ort nicht überzeugt und entschied spontan mit dem Bus weiter nach Llanes zu fahren.



Asturien

Schroffe Küsten und bewaldete Berglandschaften zeichnen das Bild von Asturien. Hier ist die Geschichte merklich mit dem modernen Leben verwoben. Mit seiner Vorliebe für Apfelwein und gesundes, rustikales Essen ist Asturien auch ein Traum für Feinschmecker.

Etappe 9

LLANES - RIBADESELLA 

Willkommen in Asturien! Hier werden als Markierungen des Jakobsweges Kacheln verwendet. Nach einer regnerischen Nacht in einer Jugendherberge und einer leckeren Pizza am Vorabend mit einer Pilgerin sollte es zur Abwechslung mal mit dem Zug (Feve) nach Ribadesella gehen; bekommen haben wir eine schwindelerregende Fahrt mit dem Wackelbus durch kurvenreiche Serpentinen und durch gefühlt jedes Straßenloch, sodass auch Luca kaum mehr noch an sich halten kann. Nach 30 Minuten war der Spuk vorbei und wir kamen zur Belohnung in eines der schönsten Fischerdörfchen, das ich bis dahin gesehen hatte. Hier lag Romantik in der Luft! Auch hier blieben wir einen weiteren Tag, um die positive Energie des Ortes in uns aufzusaugen.

Etappe 10

RIBADESELLA - OVIEDO

Ribadesella ist wirklich sehenswert: der alte Fischerhafen, die Altstadt, romantische Straßencafés, Geschichtstafeln an der Hafenpromenade, sowie die bekannte Tropfsteinhöhle Tito Bustillo, die wir leider nicht besuchen konnten, weil man ohne vorherige Reservierung keine Führung bekommt. Ribadesella ist auch Ausgangspunkt für diverse Erlebnistouren (geführte Bergwanderungen,  Squadtouren, Kajak- und Raftingfahrten). Ich entschied mich aufgrund einer Erkältung mit dem Zug in die 2 Stunden entfernte Hauptstadt von Asturien zu fahren, um mich dort 4 Tage auszukurieren.

Blog:     Unsere Tage in Oviedo

KLEINER ABSTECHER NACH GIJÒN

Für einen Nachmittag nutzen wir das schöne Wetter hier und steigen in den Bus, der uns in das 30 Minuten entfernte Gijón bringt. Dort besuchen wir das  Aquarium, um, wie ich immer zu Luca sagte, "eine Menge Fischies anzuschauen".

 

Bilder:     Acuario de Gijón



Teil 2: Camino Francés

Das ist er - der wohl beliebteste und bekannteste aller Jakobswege: der Camino Francés! Der Weg beginnt in St. Jean Pied de Port nahe der französisch-spanischen Grenze und führt von dort zunächst über die Pyrenäen ins Landesinnere und durchquert anschließend die "wüstenähnliche" Meseta (gemeint ist die kastilische Hochebene Spaniens). Der Camino verläuft u.a. durch Pamplona, Burgos, León und Astorga, bis die verschiedenen Jakobsweg-Routen (darunter auch der Camino del Norte) in Galicien zusammen laufen und ein Weg zum gemeinsamen Ziel führt: Santiago de Compostela.


Kastilien-León & GALIcIEN

In Kastilien-León, dem "Land der Burgen" (Bedeutung von Kastilien), kann man mittelalterliche Meisterwerke der Baukunst besichtigen. Rund 300 Schlösser und Festungen geben der Region ihren Namen und zeugen von der glorreichen Geschichte der größten autonomen Gemeinschaft im Herzen von Spanien. Darüber hinaus zählen insgesamt 7 Regionen, Denkmäler und historische Bauten zum UNESCO Weltkulturerbe. Kurzum: Kulturell lässt Kastilien-Léon keine Wünsche offen.

Zu guter Letzt führt der Jakobsweg auf seinen letzten Kilometern vor Santiago de Compostela durch die automone Gemeinschaft Galicien. Charakteristisch für diese Region sind die weitläufigen Wälder, die zum Teil aus angepflanzten Eukalyptusbäumen bestehen. Das Waldgebiet entspricht hier etwa 30 Prozent des Gesamtwaldbestandes in Spanien.

Etappe 12

LEÓN - PONFERRADA

Von Oviedo geht es mit dem Bus weiter nach León, wo wir zwei Nächte verbringen. Die eine Nacht mehr in León kommt mir gelegen, da ich erkältet bin und ein bisschen Ruhe brauche, so kommt es, dass wir auch nicht viel unternehmen. Auch ist das Wetter in León viel kühler und herbstlicher als ich es bisher in Spanien erlebt hatte und so kommt es, dass ich mir tatsächlich einen neuen Pulli kaufen muss, um nicht zu frieren. Mit aufgetanken Batterien fahren wir schließlich mit dem Zug nach Ponferrada, wo wir noch am selben Tag die Burg erkunden, bevor wir müde ins Bett fallen.

Etappe 13

PONFERRADA - PONTEVEDRA

Am zweiten Tag in Ponferrada erkundigen wir uns bei der Touristeninformation wie man am besten zu den Las Medulas kommt (eine alte römische Goldminenanlage) und erfahren "zu dieser Jahreszeit gar nicht bis schwierig", also lassen wir das mal schön bleiben und gehen stattdessen in ein am Ortsrand gelegenes Shopping-Center, um dort ein wenig Geld liegen zu lassen. Noch am selben Abend fahren wir mit dem Bus in Richtung Atlantikküste in das Städtchen Pontevedra. Ursprünglich war geplant dort ein paar Tage zu entspannen; tatsächlich blieben wir aber nur eine Nacht.

Etappe 14

PONTEVEDRA - SANTIAGO DE COMPOSTELA

Ausgeruht und mit vollen Batterien sollte es nach einigen Tagen Pause und Sonnenbaden auf zum ersehnten Ziel gehen: Santiago de Compostela, um an der Messe teilzunehmen und den Camino für mich abzuschließen. // In Wirklichkeit kamen wir müde in Santiago an, gönnten uns eine Spielplatzpause und mussten uns später noch viele Stufen zu unserem Zimmer hinaufquälen, wo wir beide auch den restlichen Tag nicht mehr herauskamen. Wir blieben 3 Tage und erkundigten jeden Tag ein bisschen mehr von dieser geschichtsträchtigen Stadt.