Am Ziel: unsere Tage in Santiago de Compostela

Tag 23 - Mit dem Zug nach Santiago de Compostela

Heute ist es also soweit: das Ende unserer Pilgrerreise ist gekommen und wir reisen nach Santiago de Compostela - für einen Pilgerer führen nämlich alle Wege dorthin und nicht nach Rom. Wir gammeln den halben Vormittag in unserem Hotelzimmer und schauen aus dem Fenster zu wie bei der Pilgerherberge gegenüber stündlich seit Anbruch des Morgens mehr und mehr Pilgerer auf die Öffnung des Tores warten. Die Herberge macht meines Wissens nämlich erst gegen 11:00 Uhr auf oder zumindest öffnet sie erst dann ihre Pforten. Bei der Ansammlung an Pilgerfreunden kann man eine weit verbreitete Sitte beobachten: die Leute stellen ihre Rücksäcke der Reihe nach (wie sie angekommen sind) vor die Tore, um so ihren Platz deutlich zu markieren, sodass es beim Bezug der Herberge bei der richtigen Reihenfolge nachher keine Streitereien gibt. First come, first served!

 

Um 11:15 Uhr checken wir aus und laufen den kurzen Weg rüber zum Bahnhof, von wo aus unser Zug um 11:30 Uhr abfährt. Zumindest in der Theorie - schließlich befinden wir uns in Spanien. Nach zwei Fahrgeschäften für Luca sitzen wir tatsächlich mit nur 10 minütiger Verspätung im Zug nach Santiago. Auf geht's!

 

In Santiago angekommen, überrascht es mich nicht mehr, dass es meilenweit bergauf ins Zentrum der Stadt geht. Wir also der Masse hinterher. Relativ geschafft kommen wir schließlich bei einem Spielplatz an und ich lasse Luca eine Viertelstunde spielen. Danach geht es gen Osten weiter, um nach ein paar Gassen wieder rechts abzubiegen, wo man schon von weitem auf einer Anhöhe das alte Knabeninternat sehen kann, dass wir für 4 Nächte beziehen werden. Hier in Santiago ist man natürlich immerzu ausgebucht und von Pilgerschaften überlaufen, dass der werte Pilgerer seinen Pilgerpass selbst stempeln darf und so werde ich etwas ruppig auf den vorhandenen Stempel verwiesen, als ich meinen Pass zum Stempeln überreiche. Okay, selbst ist die Frau! Und der letzte Stempel geht an MICH! Gratulation, sie sind in Santiago de Compostela!

 

Das Zimmer in der Herberge ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe: kalt und spartanisch - wenn auch wunderschön und geläufig! Wir ziehen uns um und gehen in die Stadt. Da Luca sich Spaghetti wünscht, müssen wir einkaufen gehen und werden auch bald nahe der großen Kathedrale von Santiago fündig. Zurück in dem ehemaligen Internat trau ich meinen Augen kaum, als ich drei älteren Damen in die Arme laufe, die ich bereits in León kennenlernen durfte. Zu allen Frauen habe ich von Beginn an eine Art von Nächstenliebe empfunden, wie ich sie vorher noch nie erfahren habe, sodass es mich umso mehr freut alle hier in Santiago wieder anzutreffen und in die Arme zu nehmen. Die Geschichten dieser (weißen) Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und jede dieser Damen hatte ihre eigene wichtige Rolle in ihrem Leben in Südafrika, dass ich mir ihre Worte für immer im Herzen bewahren werde. Nach einem kurzen Plausch geht es auch schon in die Gemeinschaftsküche des Hauses, wo gefühlt jede Nation zuhause ist: in dem Stimmgewusel der Leute erkenne ich u.a. Dänisch, Tschechisch, Italienisch, Spanisch, Deutsch, Englisch und Japanisch!

 

Luca ist restlos begeistert: von der Atmosphäre, von der generellen Aufmerksamkeit, die er als Kleinkind auf sich zieht und natürlich von Mamas Nudeln! Den Rest des Abends verbringen wir - natürlich nach einer ausgiebigen Körperwäsche - in unserer "Zelle" und ruhen uns aus.

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Willkommen auf dem Camino Portugués

Tag 21 - Von Ponferrada nach Pontevedra

Nachdem wir ausgiebig ausgeschlafen haben, besorgen wir uns in der Touristeninformation einen Stadtplan. Eigentlich wollte ich einen Tagesausflug zu den »Las Médulas« machen, jedoch wird die lokale Busverbindung nur in den Sommermonaten angeboten und wurde in den letzten Tagen eingestellt, also muss ich mir ein Alternativprogramm einfallen lassen.

 

Nach dem Frühstück, lasse ich Luca ein wenig durch das Wasserspiel am Altstadtplatz springen. Pitschnass geht es wieder ins Hotel, umziehen, während ich beschlossen habe, uns neue Sachen einzukaufen. Laut Stadtplan gibt es etwas außerhalb ein großes Einkaufszentrum, in welchem wir den Tag verbringen. Dort kaufe ich mir eine neue Leggings und Luca bekommt einen Trainingsanzug - damit sieht er aus wie ein kleiner angehender Fussballer!

 

Gegen späten Nachmittag sind wir zurück im Hotel, wo wir bereits ausgecheckt hatten, unser Gepäck aber dort lassen durften. Auf dem Weg zum Shoppingcenter kamen wir praktischerweise bereits am Busbahnhof vorbei, sodass wir diesen nicht mehr suchen mussten. Mit unserem Gepäck ging es nun zum Bahnhof. Als wir um 17:00 Uhr dort ankommen, übermannt Luca die Müdigkeit und ich ließ ihn eine Weile schlafen. Er war so weggetreten, dass er nicht mal mitbekam, dass ihm ein kleines Malheur passierte. Zum Glück huschten bereits ein Paar Putzfrauen herum, die natürlich sofort verstanden, was ich mit »pis« meinte als ich auf mein schlafendes Kleinkind zeigte, dem ich im Schlaf bereits die Kleidung gewechselt hatte.

 

Um 18:00 Uhr sollte unser Nachtbus nach Pontevedra kommen, also weckte ich Luca gegen 17:45 Uhr. Spanische Verspätung miteingerechnet, bestiegen wir den Bus, der uns an die spanische Westküste bringen sollte, um halb 7 am Abend. In Pontevedra kommen wir um 23:05 Uhr an. Unsere Pension ist nicht weit weg und wir fallen todmüde ins Bett.

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Ponferrada und die Templerburg

Tag 20 unserer Reise beginnt. Ich packe unsere Sachen und langsam schlendern wir durch die Stadt in Richtung Bahnhof, wo wir gestern schon unsere Tickets für unsere heutige Zugfahrt abgeholt haben.

 

Dort angekommen spielt Luca mit ungenutzten Absperrbändern, wie man sie von Flughäfen kennt - ich habe es ihm unter der Bedingung erlaubt, dass er am Ende alles so belässt wie wir es vorgefunden haben, sodass es keinen Ärger gibt; wenn er also eine Absperrung öffnet, muss er sie wieder schließen.

Nach etwa 10 Minuten bekommen die Damen mittleren Alters hinter den Ticketschaltern die Vollkrise und schreien hysterisch durch die Lautsprecher auf mein Kind ein. Ich habe die beiden schon eine Weile im Auge und bereits mit einer Reaktion gerechnet, aber nicht mit so einer unangebrachten. Verwundert über eine etwas andere Art von „Kinderfreundlichkeit“ nehm ich mein Kind mit - nein, keinem schuldbewussten - einem strafenden Blick in Richtung der Damen für die fehlende Kinderliebe an die Hand und setze mich nach draußen. Dort schließt Luca auch schon Freundschaft mit einem Pudel und ist erst einmal von seiner Langeweile befreit.

 

Bevor man in einen Zug steigt, wird man hier streng kontrolliert und nur wer ein Ticket vorweisen kann, wir auf das Gleis vorgelassen. Die Zugfahrt an sich ist sehr angenehm.

 

In Ponferrada angekommen, stelle ich fest, dass viele kleinere Bahnhöfe in Spanien gerne auf Bergen gebaut wurden - wahrscheinlich um eine gerade Streckenführung (d.h. ohne wesentliche Änderung des Höhenprofils) zu gewährleisten. Es geht also erstmal bergab - natürlich nicht ohne Spielplatzpause. Langsam glaube ich, dass es entweder in keinem Land so viele Spielplätze gibt wie in Spanien oder dass wir einen inneren Kompass für Spielplätze besitzen.

 

Unten in der Stadt angekommen, geht es auch schon wieder über eine Brücke und bergauf, direkt an der Burg vorbei. Der „Aufstieg“ wäre aber weniger beschwerlich ohne einen 10 kg schweren Rucksack auf dem Rücken. Zu unserem Glück besteht unsere Pension auch aus einem Restaurant im unteren Bereich, sodass während der Siesta nicht geschlossen ist, sondern eine Aufsichtsperson vor Ort ist. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, welches genau gegenüber der Burg ist, erhaschen wir von unserem Balkon schon einen fantastischen Blick auf diese und beschließen ihr sofort einen Besuch abzustatten - also Pilger bekommt man sogar vergünstigte Eintrittspreise. Wir verbringen den gesamten restlichen Nachmittag in der Burg und verlassen sie erst bei untergehender Sonne.

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Willkommen auf dem Camino Francés

Tag 18 - Von Oviedo nach León

In León angekommen erdrückt mich wieder einmal die schwüle Hitze, die hier in Spanien zu dieser Jahreszeit noch herrscht. Der Busbahnhof ist nüchtern ausgestattet, aber es befindet sich dennoch ein kleiner Kiosk im Gebäude, den ich sofort aufsuche, weil ich dringend etwas in meinem Magen brauche und alle Vorräte bereits aufgebraucht sind. Wir kaufen zwei Schinken-Käse-Sandwiches, ein Paar Chips, Eistee und Cola. In der Halle überredet mich Luca in eines dieser kleinen Fahrgeschäfte für Kinder zu investieren, während ich meine Cola genieße. Dabei komme ich ins Gespräch mit einem Pilgerer, der den klassischen Camino hier beginnen möchte. Er begleitet uns noch über eine Brücke stadteinwärts, wo der nächste Spielplatz auf uns wartet und ich gezwungen bin eine kurze Pause einzulegen. Danach trennen sich unsere Wege.

 

Unser Hostel ist schnell gefunden und alles was ich denken kann ist "Wow! Was für ein Schmuckstück!" - es handelt sich wohl um eine alte spanische Bauernwohnung, deren Küche komplett erhalten geblieben ist und wunderbar renoviert wurde, sodass sie mit ihrem kräftig-dunklem Holz zum Verweilen förmlich einlädt. Ich fühle mich gleich wohl, auch wenn unser Zimmer penetrant nach Schweiß stinkt. Wie sich später herausstellte, hatte sich ein brasilianischer Pilgerer leicht übernommen und sich eine Verstauchung am Fußgelenk zugezogen, was ihn dazu veranlasste seinen Aufenthalt hier auf unbestimmte Zeit zu verlängern - und bislang musste er sein Zimmer mit niemanden teilen, was den abgewohnten Geruch begründete.

 

Noch beim Einchecken ins Hostel weihte Luca die Toilette ein, ich nutzte währenddessen die Zeit, um unsere Sachen auszupacken und mich kurz frisch zu machen. Danach ging es mit dem (völlig überteuerten) Touristenzug durch León. Die durchweg überzogen teuren Preise der Stadt sind wohl hauptsächlich der Pilgermassen zuzuschreiben, schließlich ist León eine Etappe auf dem Camino Frances.

 

Danach ging es relativ früh ins Bett. Glücklicherweise tauschte der Brasilianer mit uns sein Bett bzw. seine Matratze mit uns, sodass wir nicht oben schlafen mussten, da die Betten nicht abgesichert waren, und ich wohl, vor lauter Höhenangst und Angst einer von uns würde nachts aus dem Bett fallen, kein Auge zugemacht hätte.

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Unsere Tage in Oviedo

Tag 15 - Anfahrt nach Oviedo

Am frühen Morgen stehen wir auf, sortieren unsere Sachen und essen die Reste unserer Lebensmittel - vor allem den in Spanien lieben gelernte Erdbeerjoghurt, mmmmmhh! Frisch herausgeputzt und voller Energie geht es durch die engen Gassen der Altstadt und dann immerwärts bergauf zum Bahnhof. Die Sonne ist noch gnädig, aber man merkt deutlich, dass es auch heute wieder sehr heiß werden wird.

 

Am Bahnhof angekommen, ist der Ticketschalter nicht besetzt, dass wird er wohl auch erst 5 Minuten bevor unser Zug eintrifft. So langsam beginne ich die Spanier um ihre lockere Arbeitsmoral zu beneiden... wir setzen uns also draußen auf eine Bank und naschen unsere letzten Süßigkeiten. Ein Spanier mit afroamerikanischer Herkunft verwickelt mich in ein kurzes Gespräch und schwärmt davon, wie toll er doch Berlin fand als er ein paar Monate bei einem Freund dort lebte. Das Gespräch ebbte aber schnell wieder ab, weil ich leider sogar nichts zur deutschen Hauptstadt sagen kann außer, dass ich dort Familie habe. Einen Besuch habe ich in all den Jahren sträflich vernachlässigt. Was mein Gesprächspartner so gar nicht nachvollziehen kann ist, dass ich zwar Deutsche bin, aber in Wien lebe. Ich wünsche ihm einen schönen Tag, auch wenn er diesen wohl im Krankenhaus verbringen wird, da er seit Wochen mit Magenproblemen zu kämpfen hat. Ich hoffe für ihn, dass es nichts ernsteres ist und gehe zum Ticketschalter, der inzwischen geöffnet hat. Wie immer bekommt auch »el niño« ein Ticket (mit dem Wert 0,00 €).

 

Wir fahren gefühlt nur etwa 25 Minuten nach Oviedo, obwohl die Fahrt tatsächlich wohl mindestens 20 Minuten länger gedauert hat. Im Bahnhof von Oviedo angekommen, schaue ich wohl derart ratlos drein, dass mir sofort eine Frau entgegenkommt, um mir den Weg zum Ausgang zu zeigen: es gibt eine Rolltreppe nach oben. Ich steige drauf - und Luca nicht, merke ich als ich schon oben angekommen bin und mir ganz bange wird, denn eine Treppe nach unten gibt es hier nicht. Es fährt lediglich diese eine Rolltreppe nach oben. In dem Moment wo Luca kurz davor ist einen Weinkrampf zu bekommen, kommt auch schon eine Person ums Eck und fährt gemeinsam mit ihm zu mir nach oben - wo ich mir gerade in meinem Kopf ausmalte wie ich diese Rolltreppe entgegen der Fahrtrichtung nach unten springe, so wie ich es als Kind immer machte, nur dass ich jetzt etwa 25 Jahre älter war. Aber was tut man nicht alles für seine Kinder! Zur meiner Erleichterung muss ich heute jedenfalls nicht den Superhelden spielen. Hand in Hand gehen wir aus dem Bahnhof und die brütende Hitze empfängt uns - puh, dann doch erstmal eine Pause und Wasser trinken bis der Kreislauf sich an die Schwüle gewöhnt hat. Wie der Zufall es will, gibt es in der Nähe einen kleinen Spielplatz, wo auch schon Kinder in süßen schwarzen Schuluniformen herumturnen.

 

Nach dieser Spielpause geht es weiter durch die Straßen von Oviedo direkt ins Industriegebiet, bis wir bei unserem Hotel ankommen. Das Ibis Budget war günstig, aber es ist wirklich weit weg vom Schuss. Ich ahne schon, dass wir die nächsten Tage mit dem Taxi hierher zurückkommen werden.

 

Den restlichen Tag gehen wir auf Erkundungstour durch die Stadt, die wirklich wunderschön und vor allem auch grün ist. Nach einem Restaurantbesuch in der Innenstadt geht es am späten Abend gen 22:00 Uhr tatsächlich mit dem Taxi ins Hotel.

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Wunderschönes Ribadesella

Tag 13 - Von Llanes nach Ribadesella

Der heutige Morgen sollte uns mit strahlendem Sonnenschein belohnen und so stampften wir fröhlich gen Innenstadt, um uns noch ein kleines Frühstück zu gönnen, was in der Regel aus einer Süßspeise plus »café con leche« und einer »leche sola por el niño« bestand. Frisch gestärkt freuten wir uns darauf, dass wir heute nicht mit Reiseübelkeit kämpfen müssen - hatte ich doch extra eine Zugverbindung für heute gebucht.

 

Am Bahnhof angekommen, hole ich unsere Tickets nach Ribadesella und möchte schon voller Freude von dannen ziehen, da gibt mir der Mann hinter der Scheibe den dezenten Hinweis, dass diese Verbindung heute mit einem Bus geführt wird. Sofort vergeht mir mein Lächeln. „El autobus?“ frage ich ungläubig, nur um mir die Aussage noch einmal mit einem kräftigen „Si si!“ bestätigen zu lassen. Wir lassen uns also bei der bereits wartenden Meute aus überwiegend spanischen Rentnern im Innenhof des Bahnhofes nieder und warten auf den Bus - mit der üblichen Verspätung kam er dann auch und stellte sich als kleine wackelige Büchse mit gerade einmal 18 Sitzplätzen heraus. Mir wurde schon beim Anblick übel. Leute, wer reisekrank ist und in Bussen gegen andauernde Übelkeit ankämpfen muss, für den ist solch eine Wackelfahrt ein Horror... aber irgendwie haben wir am Ende auch diese Fahrt gemeistert!

 

Angekommen im Küstenort Ribadesella, checkten wir erstmal in unser Hotel ein und machten eine kurze Runde durch den Ort. Da ich mich jedoch bereits am Vortag verkühlt haben musste, gab mir der scharfe Wind, der die Wellen stark gegen das Ufergestein der Landzunge peitschte, wahrlich den Rest. Ich brauchte dringend Schlaf.

 

Nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf versuchten wir uns an traditioneller Küche und saßen in dem wohl teuersten Lokal des Ortes. Weil ich so krank war, kann ich mich auch nicht mehr erinnern, ob wir danach noch etwas gemacht haben - ich nehme an, für uns ging es wieder ins Bett. Um mich auszukurieren und weil es uns hier so gut gefiel, verlängerte ich unseren Aufenthalt jedoch noch um einen weiteren Tag.

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Tag 12 - Von La Revilla nach Llanes

Nachdem bereits am Vorabend alle paar Stunden aufgrund irgendeiner Festivität irgendwo Kanonenschüsse abgefeuert wurden, bekam ich kaum Schlaf und war spätestens um 6:00 Uhr putzmunter. Man stelle sich einmal vor, wie laut die Schüsse gewesen sein müssen, wenn ich sie trotz der Oropax höre, vom »Asado« hingegen, welches auch bis in die frühen Morgenstunden ging, jedoch nichts mitbekam.

 

Am Vorabend unterhielt ich mich mit der Gastgeberin, die mich darauf hinwies, dass der Bus, der uns zum nächsten Ort bringen sollte, am Wochenende nur einmal täglich fahren würde, und zwar zur Mittagszeit. Wow, es war tatsächlich bereits Wochenende! Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl und wusste nicht mal mehr welcher Tag war. Es galt also die nächste Etappe ebenfalls zu Fuß zurückzulegen.

 

Um 8:00 Uhr waren wir auf den Beinen und machten uns auf zum 6 km entfernten San Vicente de la Barquera, ein altes Fischerdorf, das eigentlich ganz schön ist, mir an dem Tag aber zu touristisch erscheint. Verärgert darüber den Ort als Ursache für meinen fehlenden Schlaf ausmachen zu können, da hier am Hafen die krachenden Schüsse abgeschossen werden, buchte ich mir den nächsten Bus nach Llanes. Außerdem regnete es in Strömen. Ich wollte einfach nur weg und wünschte mir für die kommende Nacht einen ruhigen Schlaf.

 

Gesagt, getan - und so ging es um 14:00 Uhr mit dem Bus weiter nach Llanes. Der Regen wollte auch hier nicht aufhören traurig vom Himmel zu fallen. Die Wunschunterkunft direkt beim Bahnhof war bereits voll, und so fanden wir uns am Ende - klatschnass - in der spartanischsten Unterkunft unserer Reise wieder: ein Schüler- und Studentenwohnheim. Hier teilten wir uns mit einer polnischen Mitpilgerin, die auch Deutsch sprach, ein Zimmer - mit ihr ließen wir den Abend bei einem Italiener mit Blick auf die Stadt ausklingen und hatten anschließend eine ruhige (wenn auch sehr kalte) Nacht. 

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Tag 11 - Fußmarsch nach La Revilla

Von Comillas geht es bei brütender Hitze zu Fuß 5 km weiter nach La Revilla. Bravo, denn Luca hat sein Frühstück komplett verweigert. Ich nehme an ihm hängt das spanische Frühstück, welches hier den Touristen angeboten wird, schon zum Hals raus - es ist immer ein süßes Stückchen und ein Kaffee bzw. für ihn Milch. Aus Angst, dass ihm die Temperatur zusetzen wird, halte ich unterwegs Ausschau nach Bus oder Taxi. Vom beidem keine Spur. Zur Not müssten wir trampen. Als die Sonne an ihrem höchsten Punkt steht, führt uns eines Weggabelung in eine kleine bewaldete Einbiegung, wo wir uns niederlassen. Snackpause. Ein Blick ins iPad sagt mir, dass es nicht mehr weit ist. In etwa 25 min Entfernung gibt es ein Campingplatz, wo ich mir erhoffe durch kurz auszuruhen - vielleicht haben sie ja auch Zimmer frei? Wenig später versuche ich mein Glück, und laufe die steile Auffahrt hinauf, aber nein, alles belegt. Dann sehe ich ein Restaurant und freue mich. Wir holen uns Snackdosen und verputzen die Nüsse und getrockneten Maiskörner auf einen Schlag, weiter geht's mit Eis - was für eine Wohltat!

 

Wenig später verlassen wir den Campingplatz und gehen weiter die Landstraße entlang. Weit und breit nichts außer Wiese. Hier und da mal ein paar Kühe. Alle 5 min mal ein Auto. Wenigstens leckere Brombeeren am Wegesrand... bis wir ein Schild sehen zu der Surferunterkunft, die ich angefragt hatte. Natürlich müssen wir erst einmal wieder einen gewaltigen Anstieg hinter uns bringen. Kaum angekommen klingle ich beim Familienhaus, aber keiner öffnet mir die Tür. Die anderen Räumlichkeiten sowie Toiletten, die offensichtlich zu den Gasthäusern gehören, stehen offen. Höflich wie ich bin, lege ich meine Sachen draußen ab und niste mich nicht in eines der Betten ein, auch wenn ich ein kleines Nickerchen gebrauchen könnte. Ich hatte die Inhaber auf Spanisch via Facebook kontaktiert; sie wissen also, dass wir kommen. Höchstwahrscheinlich wird gerade Mittagsschlaf gemacht - weil: Siesta! Mitten in der Pampa lasse ich mich auf die ausgelegten Yogamatten nieder und döse vor mich hin, während Luca mit den vorhandenen Spielzeugen spielt. Kinder gibt es hier offenbar also auch welche.

 

Am Abend - nachdem auch unsere Gastgeber und ihre beiden Kinder ausgeschlafen und uns einquartiert hatten - kamen etwa 6 bis 8 Gäste, private Bekannte unserer Gastgeber, darunter auch ein weiteres Kind. Von allen vier Kindern sah man etwa 2 Stunden lang nichts, sie spielten Verstecken oder bauten sich Höhlen aus Decken und Sitzkissen - Sprachbarrieren existieren unter Kindern nicht. Wie sich herausstellte, wird es ein großes Grillfest - ein sogenanntes »Asado« - gefeiert, also freundete ich mich schon einmal mit dem Gedanken an, die kommende Nacht mit Ohrstöpfseln schlafen zu müssen. Bei Luca hingegen dauerte es nach all dem Gespiele und einer abschließenden warmen Dusche nicht lange bis er ins Land der Träume fand.

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Tag 10 - Von Cóbreces nach Comillas

Früh um 7:30 Uhr werde ich von Luca geweckt, der das dringende Bedürfnis einer Morgentoilette verspürt. Gemeinsam gehen wir durch die Gänge des alten Buben-Internats - die Toilette befindet sich dabei genau neben dem Schlafsaal, wo mir tatsächlich noch mein Pilgerfreund begegnet. Ein wenig Smalltalk und dann verabschieden wir uns auch schon wieder. 

 

Gegen 10:00 Uhr frühstücken wir und vereinbaren mit dem Besitzer, dass er uns in die nächste Ortschaft fährt, um Bargeld abzuheben, da ich keines mehr habe und es in diesem Dorf weit und breit keinen Geldautomaten gäbe. Und ich brauche Bargeld, um das nächste Busticket zu bezahlen. Wenig später sitzen Luca und ich auch schon in seinem Auto... Eine äußerst große Geste von ihm!

 

Zurück in der Herberge packe ich meine Sachen und wir machen uns auf zur Bushaltestelle. Am Wegesrand zeltete gestern noch ein französisches Paar, welches mit Hund und Esel den Jakobsweg bestreitet. Eine übliche Art bei Franzosen, wie ich hörte - leider waren sie zum Bedauern von Luca schon wieder weg als wir an dem Rastplatz vorbeikamen. Die Bushaltestelle befand sich unten im Dorf, direkt an der Hauptstraße. Mit der üblichen Verspätung von etwa 25 Minuten kam auch schon unser Bus nach Comillas.

 

In Comillas angekommen, bahnen wir unseren Weg durch die Straßen... mir ist unsagbar heiß und ich würde am liebsten sofort ins Meer springen; doch ich weiß, dass Luca eine kleine Auszeit braucht und es besser ist erst wieder rauszugehen, wenn die Mittagshitze sich deutlich abgekühlt hat - außerdem haben wir das Prinzip der Siesta derart verinnerlicht, dass wir ohne unseren mittäglichen Schönheitsschlaf kaum funktionieren. Ein Blick auf mein iPad verrät mir, dass unser Hotel etwa 15 Minuten zu Fuß am Ortsrand gelegen ist. Nun gut, dann kämpfen wir uns mal bergauf durch die brütende Hitze - kaum losgelaufen erblicke ich mir eine bekannte Gestalt in der Ferne, er grinst schon als ich ihn schließlich erkenne: unsere Pilgerbekanntschaft der letzten Tage aus Mainz, kurz geplaudert und weiter geht's. Im Hotel selbst, fallen wir auch schon ins Bett und schlafen friedlich ein. 

 

Gegen späten Nachmittag stehen wir wieder auf. Unten in der Stadt angekommen, weihen wir mal wieder einen Kinderspielplatz ein und fahren auf Drängen des Kleinen mit dem Touristenzug, der eine große Runde durch die Ortschaft fährt, sodass ich beschließe die Stadt nicht weiter zu Fuß zu erkunden; wir bahnten uns nach der Tour lediglich unseren Weg durch die Innenstadt und sprangen frohen Mutes endlich ins kalte Wasser! Wie gut das tat! Nach einem ausgiebigen Strandbesuch machten wir uns bei Sonnenuntergang wieder Richtung Hotel auf, wo wir heiß badeten und ein herzhaftes Abendessen auf dem Balkon genossen.

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Tag 9 - Von Santillana del Mar nach Cóbreces

Angespornt vom Elan der anderen Mitpilgerer treffen wir uns alle um 8:00 Uhr zum Frühstück. Gegen 8:30 Uhr verlassen wir unsere Herberge und machen uns auf den Weg nach Cóbreces. Das nächste Dorf im Nirgendwo. Aber die Landschaft durch die wir wandern ist ein Traum. Wir pfeifen und trällern Lieder und weil ich ein schlechtes Gedächtnis habe, fallen mir nur Texte von Liedern aus den 80er Jahren ein, die bei Luca nicht so gut ankommen wie z.B. "Bruder Jakob" - nun gut, trällern wir also abwechselnd Bruder Jakob auf Deutsch und auf Französisch vor uns hin. Zwischendurch schicke ich ein Update-Video an meine WhatsApp-Gruppe, um kurz darauf etwa 20 Kühen beim Verspeisen von frischem Gras zuzuschauen. Das ist mal ein Anblick!

 

Eines weiß ich heute ganz genau: so viel wandern wie gestern werde ich heute sicher nicht. Ich hoffe einfach, dass mich ab Caborredondo (eine Ortschaft auf Hälfte der Strecke, nach ca. 4 km Fußmarsch) ein Bus oder Taxi nach Cóbreces fährt. Dort haben sich zwei meiner Mitpilgerer mit mir verabredet. Auf dem Weg machen wir an einem winzigen Dörfchen an einem Trinkbrunnen halt. Dort treffe ich eine Deutsche, die auf dem Jakobsweg zu sich selbst finden möchte, sowie eine Herrengruppe bestehend aus 4 Männern, die das Ganze wohl überwiegend aus Jux machen und sich schon nach der nächsten Runde Bier sehnen. Luca will noch ein wenig spielen, als mich ein Dorfbewohner anspricht und mir erzählt, dass er erst am gestrigen Tage einer Australierin begegnet sei, die mit Baby unterwegs ist. Er sagte "seitdem erstaunt mich nichts mehr" und meinte weiter, dass es sehr mutig sei, wenn man mit Kind den Jakobsweg ginge - ich antwortete sinngemäß etwas wie: "Die Welt ist nicht unser Feind, es sind die Grenzen, die wir uns selbst aufbürden und deshalb nicht wagen auch mal unbekannte Wege zu gehen." Mit den besten Wünschen zogen wir weiter...

 

Kaum erreichen wir Caborredondo kommt mir eine Pilgerin entgegen - gerade als ich "Buen Camino" sagen möchte, mustert sie mich eindringlich und fragt: "Are you German?" - "Yes, I am!" sage ich. Sie erzählt mir, dass sie von 4 Herren von mir gehört hat und selbst den Jakobsweg geht, allerdings umgekehrt, von Santiago bis Bilbao. Sie sei den Herren vor etwa 15 Minuten begegnet und sie soll mir ausrichten, dass die Herren im örtlichen Restaurant sitzen und auf mich warten. Ich danke ihr und eile stadteinwärts. Müde und hungrig komme ich bei dem besagten Restaurant an und sehe die Herrschaften auch schon wie sie sich bereit machen weiterzuziehen. Wir tauschen ein paar Worte und dann ließ ich sie weiterziehen. Im Restaurant erkundige mich dann nach einer öffentlichen Verbindung nach Cóbreces. Die Kellnerin sucht in allen möglichen Regalen und Schubladen und zückt schließlich einen Busfahrplan. "Cinco minutos!" schreit sie fast hysterisch und schiebt mich auch schon aus dem Restarant, erklärend, dass er nächste Bus erst in 4 Stunden wieder käme. Glück im Ünglück würde ich sagen, denn so rannte ich schmerzenden Fußes, mit dem Kind auf den Armen und hungigem Magen zur besagten Bushaltestelle, um genau diesen einen Bus noch zu erwischen. Leider ähnelte in dem Ort nichts einer Bushaltestelle, sodass ich an der Ecke einer Einbiegung wartete, die mir ein paar spielendende Kinder am Weg als die Haltestelle beschrieben haben. Ich wusste nicht, ob ich richtig stand und begegnete just in dem Moment dem Blick eines Mannes, der gegenüber in seinem Garten gerade seine Blumen goss. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, ob er wisse, wo der Bus anhalte. Er nickte und sagte nur "aqui!", was so viel heißt wie "hier" und zeigte auf seinen Zaun. Gut, dachte ich, setz ich mich mal auf den Boden und warte. 15 Minuten später kam ein Bus und ich winkte wie eine Blöde.

 

Nach 10 Minuten Fahrt in Cóbreces angekommen, wollte ich nur noch meine Sachen los werden und endlich etwas essen! Der Besitzer der Herberge vor Ort schien mir ein echter Charmeur - wenn auch auf ruppig-sonderbare Art - zu sein, der sich aufgrund seines früheren Weltenbummlerlebens sogar in Deutsch mit mir unterhielt. Ich bezahlte den Preis für ein Mehrbettenzimmer und bekam am Ende ein Einzelzimmer und einen persönlichen Aufpasser gestellt (wohl ein Bekannter des Besitzers und Teilzeitarbeiter in der Herberge), der die Hälfte seiner Zeit damit zubrachte mir persönliche Liebes-bekundungen ins Ohr zu säuseln und mir schwor wunderschöne Latte-Macchiato-Kinder zu machen. Die Tragödie gipfelte darin, dass Luca diesen dunkelhäutigen Spielgefährten namens "Pápi" am Ende mit "Papa" betitelte und mich noch die nächsten 3 Tage immer wieder fragte, wo sein Papa sei.

 

In der Herberge selbst traf ich dann eine Pilgerin wieder, der ich beim Wäschewaschen in unserer ersten Herberge in Portugalete begegnet bin. Nach einem gemeinsamen Kaffee fragte ich sie, ob sie mit uns später etwas essen gehen möchte und ging erst einmal Mittagsschlaf machen. Gegen 19:00 Uhr wachten wir auf und ich meinte außerhalb unseres Zimmers eine vertraute männliche Stimme zu hören. Tatsächlich war es einer der Pilger, mit denen ich mich hier verabredet hatte, der gerade mit der Deutschen, mit der ich mich wiederum zum Essen verabredet hatte, die Herberge verließ, um selbst mit ihr essen zu gehen. Ich traf die beiden an dem Abend nicht wieder.

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Tag 8 - Von Santander nach Santillana del Mar

Nachdem wir relativ spontan entschieden hatten, dass wir nach Santillana del Mar laufen werden, stiegen wir in Barreda mutig aus dem Zug. Ich blickte mich einmal um... nichts! Bravo! Wir sind im Nirgendwo. Ich weiß trotz Google Maps nicht, in welche Richtigung wir laufen müssen, und sehe auch keinen gelben Pfeil, der mir die Richtung zeigt - alles was ich sehe ist eine riesengroße Industrieanlage. Ich folge also meinem Instinkt und gehe an der Anlage vorbei, um bald darauf auf den Straßen die ersten gelben Pfeile zu sehen. Juhu! Was folgt sind zähe 4 Stunden Fußmarsch, bei Wind & Wetter...

 

Edit: Ich hatte im Kopf, dass wir an dem Tag 4 Stunden zu Fuß durch die Pampa gelaufen sind. Am Ende sind wir 7,5 km bei stetem Auf und Ab gelaufen. Dementsprechend fertig kamen wir in unserer wunderschönen Herberge in Santillana del Mar an. Von dem Städtchen an sich, bekam ich nicht sehr viel mit, aber ich erinnere mich noch heute an die Begegnungen, die ich vor Ort gemacht habe, und die unglaublich tollen Menschen, die ich kennenlernen durfte. Eine wunderbare Belohnung für die Bemühungen des Tages.

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Unsere Tage in Santander

Oh Santander, Santander - was soll ich nur sagen?! Santander ist eine unglaubliche Stadt und sehr gut auf Kinder eingestellt:  viele Spielplätze und andere Vergnügungsmöglichkeiten für Kinder und die Menschen haben immer ein Lächeln für die Kleinen parat. Ich habe mich dort pudelwohl gefühlt!

 

Insgesamt verbrachten wir drei volle Tage in dieser wunderbaren Stadt, bis wir am vierten Tag weiterzogen.

 

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Tag 4 - Ein verlorener Tag in Santoña

Kaum wach, sind wir auch schon - nach einem kurzen Frühstück in dem Café nebenan - auf dem Weg zum Hafenspielplatz. Aufgrund der Hafenähe riecht hier morgens alles nach Fisch, da dieser an jederEcke(!) frisch verkauft wird. Die Menschen hier stehen naturgemäß Schlange, so es wohl ihr Hauptnahrungsmittel ist, denn Fleisch findet sich hier (außer in einem kleinen Döner-Laden) nirgends. Michtreibt der Geruch eher in die Flucht und zwingt mich dazu immer weiterzugehen. Auf dem Weg zum Hafen kreuzen wir einen kleinen Supermarkt und kaufen schon einmal das Wichtigste zum Abendbrot und fürdie Abreise morgen.

 

Nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf, denn die Tage zuvor schlauchten ganz schön, schlendern wir am Abend gegen 9 mit frisch gewaschener Wäsche im Beutel durch die Gassen von Santoña und schlecken Eis, naschen Süßigkeiten und genießen eine singende Darbietung einiger Frauen einer wandernden Theatergruppe am Hauptplatz des Städtchens. Zurück in der Pension gibt es dann gegen 22:00 Uhr eine kleine Brotzeit mit Baguette, Frischkäse, Paprika, Würstchen und Chorizo. Den restlichen Abend chillen wir vor dem Fernseher und schauen Dirty Dancing in Spanisch.

 

Richtig wohl fühle ich mir hier nicht und bin froh, dass es morgen weitergeht - Laredo hingegen wäre sicherlich einen längern Aufenthalt wert gewesen!

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Tag 3 - Von Santurtzi nach Santoña

Den Morgen verbringe ich damit den Rucksack zu packen und erst einmal eine zu klein gewordene Leggins von Luca auszusortieren. Gegen 10:00 Uhr marschieren wir los in Richtung Santurtzi. Ich drehe ein kleines Video und denke noch kurz bei mir, dass ich irgendwas vergessen habe. Als wir 5 Meter weiter um die Ecke biegen, fällt mir auch ein, was fehlt: mein Snackbeutel. Ich marschiere also - und hier ist marschieren wörtlich zu nehmen - zurück zur Herberge und hole mein Essen ab. Mit dem Beutel laufen wir in etwa 25 Minuten in den nächsten Ort; dort bleibt sogar noch Zeit 5 Minuten einen Spielplatz zu bespielen. An besagter Bushaltestelle, die mir der Mann von der Touristeninformation in den Plan eingezeichnet hatte, warten wir dann und warten und warten… mit etwa 20 Minuten Verspätung erscheint dann auch der Bus, allerdings auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Im selben Moment beginnt es wie aus Kübeln zu regnen. Mit dem Kind an der Hand renne ich halbschlitternd über den nassen Untergrund zur nächsten Ampel, die glücklicherweise gerade grün wird, sodass ich vor dem Bus stehend dem Busfahrer noch signalisieren kann, dass wir auch mit wollen. Er öffnet die Tür, kommt raus und Luca huscht hinein. Im strömenden Regen verladen wir das Gepäck und checken gleichzeitig mein Ticket, bevor wir beide wieder in den Bus verschwinden. Ganz hinten im Bus sitzen wir also und fahren etwa 10 Minuten bis nach Laredo. Eigentlich sollte die Fahrt 30 Minuten dauern, aber wie es nun einmal in Spanien so üblich ist, müssen ja die 20 Minuten Verspätung eingeholt werden, und so düsen die Busfahrer mit einer Selbstsicherheit durch das Land, dass es einem den Magen umdreht.

In Laredo angekommen erwartet uns strahlender Sonnenschein. Wir begeben uns direkt in der Stadt und stärken uns mit zwei kleinen Törtchen, um den aufkommenden Hunger zu überbrücken. Ich muss nicht erwähnen wo wir die nächsten 10 Minuten eine Pause einlegen, oder?

Nach einer Runde Spiel und Spaß, gehen wir essen. Für Luca gibt es die ersten "Rabas", das sind Tintenfischringe auf Spanisch, und einen kleinen Teller Chicken Wings. In Windeseile verschlingen wir unser Essen und ziehen weiter in Richtung Strand. So ganz kann ich Luca nicht von "der großen Sandkiste mit dem vielen Wasser" überzeugen, denn er ist müde und mault herum. Am Strand selbst muss er dann irgendeine geheime Batterie gezündet haben, denn das nächste was ich sah war ein auf das Meer zurennendes Kind, dass mitsamt Kleidung glücklich ins Wasser springt. Ich also schnell die Schuhe ausgezogen und hinterher! Geschlagene 3 Minuten Überzeugungsarbeit muss ich leisten bis sich mein Kind dazu erbarmt eine Badehose anzuziehen. Insgesamt verbringen wir sicher 45 Minuten am Strand bevor wir weiter laufen - Luca ist natürlich zu cool für zu viel Wäsche und rockt den Nachmittag im "Schlüppi" und T-Shirt. Eisschleckend und sehr sehr müde quälen wir uns im Sonnenschein dann doch noch eine ganze Stunde die Promenade entlang, an deren Ende die Ablegestelle liegt, von wo aus uns eine Fähre nach Santoña bringen soll. 

Zu verfehlen ist das kleine Bötchen, aus dem laute Chartsmusik trällert, wahrlich nicht. Keine 2 Minuten dauert die Überfahrt. In Santoña angekommen, legen wir erst mal wieder - wie üblich - eine Spielplatzpause ein. Danach geht es weiter zu unserer Pension. Dort klingle ich und es passiert rein gar nichts. Ich klingle wieder und es passiert immer noch nichts. Zum Glück liegt in der Hobbygarage nebenan ein Spanier auf seiner Couch und spielt gerade gelangweilt an seinem Handy herum. Ich bitte ihn, dass er dort anrufen und nachfragen soll, ob vielleicht jemand kommen könne. Gesagt, getan. Er versichert mir, dass in etwa 5 Minuten jemand kommen würde. Ich bedanke mich und kümmere mich um mein mürrisch-müdes Kind. Tatsächlich kommt in nur 5 Minuten das Ehepaar, welches das Apartment vermietet, und zeigt uns die Räumlichkeiten und unser Zimmer. Außer einer warmen Badewanne und einem Videotelefonat mit Oma passiert an dem Abend nicht mehr viel und gehen früh schlafen.
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Tag 2 - Ein weiterer Tag in Portugalete

Morgens um 7:00 Uhr wache ich auf und schleiche mich aus dem Zimmer, denn Luca schlummert noch tief und fest. Ich wasche noch Wäsche von gestern und wechsle ein paar wenige Worte mit einem Mädel, dasgerade ihre Wäsche wäscht, als ich unsere immer noch nasse Wäsche, welche ich am Vorabend aufgehängt hatte, hole, um alles in den Trockner zu schmeißen. 

Der Hospitalero, der zum Frühdienst eingeteilt ist, zögert keine Sekunde als ich ihn nach einer weiteren Nacht in der Herberge frage, und bestätigt mit einem "Si, claro!" - später wird sich noch zeigen, er und Luca werden ein unschlagbares Team! Versteckspiele, Kitzelattacken, gemeinsames Fussball, etc.

Gegen 9:00 Uhr spaziert mir mein Kind auch endlich mal entgegen. Nach einem kurzen Frühstück nutzen wir den Tag, um ein wenig durch Portugalete zu schlendern. Kurzerhand bei der Touristeninformation je einen Stadtplan für Portugalete und Santurtzi (von wo aus unser morgiger Bus abfährt) besorgt, gehen wir auch schon an der Uferpromenade entlang, um nach den ersten paar Metern mein Kleingeld einem Fahrautomaten für Kinder zu spenden. Luca ist Feuer und Flamme! Weiter gehts an duzende verschieden alte Häuser entlang, manche hochwertig restauriert, andere komplett zerfallen. Am Ende der Promenade biegen wir in eine kleine Seitengasse, die uns zu einem Park führt. Dort gibt Luca ein herrliches Fotomotiv neben einer Affenfigur ab. Einige steile Stufen führen uns auf eine etwa 15 Meter höhere Ebene, wo eine Schule gelegen ist und natürlich auch wieder ein Spielplatz vorzufinden war. Also erstmal 15 Minuten Pause. Mama snackt ein paar Chips. Nach einem weiteren Stopp im nächsten Supermarkt geht es zurück in die Herberge, wo die beiden Darmstädterinnen bereits weitergezogen sind und eine neue Deutsche eingekehrt ist. Ich unterhalte mich ein wenig mit ihr und biete ihr unser Essen an, da sie nur einen Schokoriegel bei sich hat. Luca hält inzwischen Mittagsschlaf.

Gegen 17:30 / 18:00 Uhr wacht Luca auf und wir verschwinden gemeinsam - trotz Nieselregen - noch einmal nach draußen. Auf einer am Ortsrand gelegenen Parkanlage finden wir dann auch (natürlich!) einen Spielplatz, auf dem sich Luca austoben kann. Zurück in der Herberge essen wir Abendbrot und bleiben noch bis ca. 23:00 Uhr wach, bevor uns die Augen zufallen.
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Tag 1 - Von Bilbao nach Portugalete

Habe ich schon den Jetlag erwähnt?! Nach einer ruhigen Nacht und aufgeladenen Batterien sollte es eigentlich weiter nach Portugalete gehen, wenn da nicht mein Rucksack gewesen wäre, der sichgefühlt 10 kg schwerer anfühlte als am Tag zuvor. Verzweifelt sitze ich in Bilbao, und das noch bevor ich meine Reise so richtig begonnen habe. In der Pension frage ich, ob ich mein Gepäck vorerst dort lassen kann, bis ich eine Lösung gefunden habe.

 

So kam es, dass ich den halben Vormittag im Decathlon ums Eck einen Teil meiner "Ausrüstung" komplett ersetzte. Das bedeutete: leichte Schlafsäcke anstatt meines dicken Doppelschlafsacks, zwei ultradünne Shirts anstelle meines dicken Merinoshirts, 2 Paar Trekkingsocken anstelle meiner 5 Paar Sneakersocken. Ein paar Extras kamen natürlich dazu - ich bin eine Frau, das erklärt alles! Und damit Luca auch auf seine Kosten kommt, bekam er einen kleinen Ball und einen neuen Rucksack. Ohne Kuscheldecke durfte ich den Laden auch nicht verlassen! Dann noch schnell eine SIM-Karte besorgt und bloß raus aus der Mittagshitze! 

 

Zurück in der Pension überkam Luca die Müdigkeit und während ich in der Abstellkammer ein- und aussortierte, hielt er dort auf dem aussortierten Schlafsack 2 Stunden Mittagschlaf. Am Ende fühlte sich der Rucksack immerhin 2 kg leichter an. Um 17:00 Uhr weckte ich Luca und mit einem fetten Sack, in den wir den Schlafsack eingepackt hatten, stolzierte ich durch die Straßen von Bilbao und schickte diesen mit ein paar Kleidungsstücken für unverschämte 56,00 € nach Hause... dann konnte es endlich mit der Metro weitergehen. Nach ungefähr 8 Stationen waren wir in Portugalete.

 

Ich war glücklich den Tag entspannt ausklingen lassen zu können, hatte ich mir doch extra ein Zimmer in einer Jugendherberge direkt an der Promenade reserviert. Die brütende Nachmittagshitze setzte mir nämlich zu und so verbrachten wir erstmal eine Weile auf dem Spielplatz der Schule, die gleich bei der Metro gelegen war.

 

Um 19:00 Uhr gingen wir weiter in Richtung Touristeninformation, die leider schon zu hatte. Ich zückte also das erste Mal mein iPad und schaute nach dem Weg zur Herberge. Luca verscheuchte in der Zeit (barfuß und zur Verwunderung einiger Spanier) Tauben auf dem Platz vor der Touristeninformation. Zum Glück war die Jugendherberge nur ein paar Schritte weiter (keine 2 Minuten) und voller Vorfreude klingelte ich. Nichts. Ich klingelte noch einmal. Nichts. Dann entdeckte ich den eigentlichen Eingang links in der Seitengasse, wo nach einem kurzen Klopfen von Luca auch schon ein verschlafen aussehender Spanier auf uns zukam. Er öffnet die Tür. Versteht kein Englisch. Bravo! Ich stottere also etwas von "reservado" und er reißt die Augen ungläubig auf und fragt mich "ahora?" - "ja, heute" bestätige ich auf Spanisch. Daraufhin schüttelt er ganz aufgeregt den Kopf und plappert in Spanisch irgendetwas davon, dass er neu sei, nicht wisse wie das mit den Resevierungen ablaufe und er nur wisse, das auf jeden Fall alles voll sei. Mir schießen sofort die Tränen ins Auge, aber ich beherrsche mich und frage den allwissenden jungen Mann, ob er uns erlaube ein paar Minuten im Vorraum zu verbringen, damit ich nach einer anderen Schlafmöglichkeit suchen kann. Mit einem Nicken und einer kurzen Handbewegung bestätigt er und zieht von dannen. Es war kurz nach 20:00 Uhr und wir hatten noch nichts gegessen. Ich hielt Luca die ganze Zeit bei Laune, in dem ich ihm versprach, dass es etwas zum Essen gäbe, wenn Mama ihren schweren Rucksack ins Hotel gebracht hat. Was war ich nur für eine Mutter, dachte ich kurz bei mir, aber ich musste handeln, wenn wir heute noch ein Bett bekommen wollten. Die nächste Pilgerherberge war schnell herausgesucht und so ging es den ganzen Weg, den wir zuvor mit Eis gemütlich hinuntergegangen waren geradewegs steil wieder bergauf. Inzwischen tat mir alles weh - das heißt ich hatte keine starken physischen Schmerzen, aber vom Kopf her wollte ich einfach keinen Schritt mehr weiter tun. Die Füße liefen und liefen in einem Automatismus bis wir in der Herberge ankamen. Dort brachte ich etwas schüchtern nur noch heraus: "Do you have a bed?" - und die Dame am Empfang bestätigte kurzerhand mit: "Sure!" Sofort ließ ich meinen Rucksack fallen und weinte aus Erleichterung. Ich fing mich kurz und erledigte den Papierkram. Luca durchforstete die vielen Räume. Wir bekamen ein 4-Bett-Zimmer für uns alleine und dann weinte ich noch einmal so richtig, als mich die Pilgermama in den Arm nahm und mir versicherte, dass nun alles gut sei.

 

Zwei Darmstädterinnen waren den Jakobsweg von Santiago aus rückwärts gegangen. Eine von ihnen sah Luca an, dann mich, und im nächsten Moment stand Abendessen auf dem Tisch: eine echte Brotzeit mit Käse, Salami, Joghurt und Limo. Welch ein Segen! 

 

Frisch geduscht hüpfte Luca in sein Bett und ich machte mich ans Wäsche waschen - ich war von dem Tag noch so unter Strom und konnte nicht ruhig bleiben. Nachdem ich die Wäsche aufgehängt hatte, ging auch ich schlafen. Ich wachte zwar gegen halb 1 nachts auf und schrieb das erste Mal in mein Pilgertagebuch, aber ansonsten war die Nacht ruhig. Gegen halb 3 ging ich wieder ins Bett.

Tag 0 - Anreise nach Bilbao

Heute war ein sehr langer und fordernder Tag, denn ein unausgeglichener Luca sollte mich meinen letzten Nerv kosten. Entgegen meiner Erwartungen konnten wir bei unserem Zwischenstopp in Düsseldorf (auf dem Flug von Wien nach Bilbao) kaum Luft zum Verschnaufen holen, denn kaum waren wir aus dem einen Flieger draußen, ging es auch schon in den nächsten. Von der Landung bis zum Beginn des Boardings blieben uns nur 5 Minuten. Großartig! Meine Pipipause musste ich also noch eine Weile verlegen, Zeit für den Kauf einer völlig übertrieben teuren Brezel bleib aber. Während Luca den ersten Flug komplett verschlafen hatte, war im nächsten Flieger nun Action angesagt - zu meinem Glück saß eine kinderfreundliche Spanierin neben ihm und die beiden amüsierten sich den ganzen Flug über. Ich für meinen Teil konnte meine Müdigkeit kaum verbergen und hatte mit schweren Liedern zu kämpfen - der Jetleg war also bereits voll im Gange.

Es half aber alles nichts, denn im Flughafen in Bilbao mussten wir uns noch den Bus in die Stadt organisieren. Dieser fuhr gerade weg und der nächste sollte in 15 Minuten abfahren. Also genug Zeit für Luca den Flughafenspielplatz ausgiebig zu testen. Die Busfahrt an sich dauerte keine 10 Minuten und Luca bekam sogar ein eigenes Ticket vom Busfahrer (mit dem Betrag 0,00 €). Ausgestattet mit einer Stadtkarte von der Touristeninformation am Flughafen hielt ich mich an die Wegweisung, die ich mir eingezeichnet hatte und fand auf Anhieb unsere Pension in einer kleinen Seitengasse, die an dem Tag wenig einladend aussah wegen des anhaltenden Regens. Luca genoss derweil bereits sein erstes spanisches Erdbeereis. In der Pension angekommen bekam ich meinen ersten Stempel in den Pilgerpass. Nach einer kurzen Dusche - es war einfach so unendlich schwül in der Stadt - war für Luca nicht an Schlaf zu denken und so machten wir uns wieder raus, um die Stadt zu erkunden. Nieselregen. Wieder rein. Umziehen. Wieder raus. Platzregen. Wieder rein. Umziehen. Raus. Regen weg! Nasse Flip-Flops verfluchen und in einem der 3 Schuhläden ums Eck erst einmal ein Paar Trekkingsandalen kaufen. Und wieder rein. Umziehen. Und wieder raus.

Dann folgte ein Sightseeing der etwas anderen Art: 

Spielplatz #1 - gleich nach der Brücke zur Altstadt, dann durch einige Gassen der Altstadt spazieren und im Süßigkeitenladen Unmengen Süßes (2,30 €) kaufen. Weitergeschlendert und beim nächsten Kebap-Laden schmunzeln müssen. (Denn: Türkische Spezialitäten gibt es überall auf der Welt, genauso wie McDonalds und Konsorten, nicht wahr?)

Spielplatz #2 - direkt an der Flusspromenade unterhalb einer Brücke und gegenüber dem Rathaus der Stadt.
Spielplatz #3 - keine 500 m weiter, in unmittelbarer Nähe zur "weißen Brücke" kurz vor dem Guggenheim Museum.
Spielplatz #4 - direkt hinter dem Guggenheim Museum und zugleich auch der größte Spielplatz von allen.

Anschließend waren wir in einer Sandwich-Bar essen und ich aß mal wieder - wie so oft in letzter Zeit - für Zwei. Um Luca doch noch seinen Wunsch nach "Wurst" zu erfüllen folgte ich dem Stadtplan in Richtung ALDI, den ich mir zuhause schon für einen Einkauf rausgesucht hatte. 

Spielplatz #5 - ließ auch nicht lange auf sich warten und musste kurz vorm ALDI ebenfalls kurz bespielt werden. Da war es dann kurz vor 21:00 Uhr.

Endlich im ALDI und an der Kasse vorbei, zerkaute Luca solz wie Oskar seinen ersten "Jamon", nur um ihn dann sofort wieder auszuspucken. War wohl zu salzig. Mit etwas Obst und zwei Flaschen Wasser ging es zurück in die Pension. Um 23:35 Uhr gingen dann bei uns im Zimmer die Lichter aus - nach einem 17 Stunden langen Tag.
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Packliste - Jakobsweg mit Kind

Heute habe ich für unseren Abflug am Montag den Backpack komplett fertig gepackt. Beim Abwiegen des Rucksacks kam dann der große Schock: 10 kg - uff! Das sind ganze 2 kg mehr als ich tragen möchte; das Schlimme ist jedoch, dass sich das Gewicht nicht mehr reduzieren lässt, weil ich ohnehin nur das Nötigste eingepackt habe. Grundsätzlich fühlen sich die 10 kg am Rücken nicht sonderlich schwer an, ich kann mir allerdings sehr gut vorstellen wie mühsam 10 kg werden können, wenn ich damit bereits mehr als eine Stunde unterwegs bin und noch mindestens eine weitere Stunde gehen muss... da lob ich mir wahrlich meine Planung mit einer Gesamtzeit von 3,5 Stunden pro Etappe. Ich hoffe und bete, dass das zu verschmerzen sein wird!

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#005

In den Startlöchern

Wie man auf meiner Startseite bereits lesen konnte, geht es für uns sehr bald nach Bilbao an die spanische Nordküste, um den Camino de la Costa bzw. den Camino del Norte zu "pilgern".

 

So als gänzlich Unerfahrene in Sachen Trekking und Wandern sammeln sich derzeit bei mir die Einkäufe mit Outdoor-Equipment und Kleidung (Stichwort: Merino). Das dient der mentalen Vorbereitung auf das was kommen wird. Ich behaupte jetzt einfach ganz salopp, dass ich emotional Ähnliches durchlebe wie die künftige Braut, die - auf der Suche nach dem richtigen Hochzeitskleid - bei der Anprobe vor ihren Freundinnen Schau seht; und ist der große Tag dann gekommen, gehen Nervosität und Angst Hand in Hand. Dieser Wellengang aus Aufregung und diffusen Ängsten gehört seit 2 Wochen nun zu meinem Alltag. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Aufregung und Freude überwiegen wird, sobald es wirklich losgeht.

Noch 19 Tage! Also schon mal den Backpack probegepackt und gewogen.

 

Als Faustregel für den Camino gilt: das Gewicht des Rucksacks darf maximal 10 % des eigenen Körpergewichts betragen. Natürlich ist diese Schmerzgrenze für Eltern, die zusätzlich die Wäsche und Verpflegung ihrer Kinder auf dem Rücken tragen, beliebig erweiterbar. Ich persönlich würde nicht mehr als +2 kg kalkulieren. Alternativ kann das Gewicht auch auf ein Buggy oder anderen geländetauglichen fahrbaren Untersatz auf-geteilt werden. Luca und ich werden zu Fuß gehen, weshalb ich die max. 10 kg nicht ausreizen, sondern so leicht als möglich packen möchte. Lieber habe ich zu wenig, als zu viel. Nichts desto trotz schlug der Rucksack mit mit genau +1 kg zu viel zu Buche, sodass ich noch einmal alles auf Brauchbarkeit geprüft und unnötige Sachen aussortiert habe. Als Konsequenz muss nun die ISO-Matte zuhause bleiben.

Was die Planung betrifft, habe ich die Etappen (Stand: heute) zu etwa 60 % durchgeplant. Die jeweiligen Routen orientieren sich dabei an einer Gesamtzeit von maximal 3,5 Stunden pro Tag, welche wir dann in zwei Teilen zurücklegen werden. Zwei Teile deshalb, damit Luca bei einer "langen Etappe" die Möglichkeit hat eine längere Pause einzulegen, auch wenn er inzwischen keinen Mittagsschlaf mehr macht. Mehr kann und will ich Luca nicht zumuten. Außerdem tun sich auf dem Küstenweg etliche Schwimmgelegenheiten auf, ideal zum Energie laden. Sollte einmal gar nichts mehr gehen, gibt es Bus und Bahn. Ich habe gelesen, dass man bei den örtlichen Bus- und Bahngesellschaften als Pilger sogar 10 % Rabatt auf den regulären Ticketpreis bekommt. Wir werden sicherlich in die Gelegenheit kommen das austesten.

 

Die grobe Route steht jedenfalls - nun gilt es die Tage zu zählen...


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Der Pilgerpass ist da!

Da liegt er nun vor mir: der Pilgerpass! Mit dem "Credential del Peregrino" werde ich mich am Weg nach Santiago (Camino de Santiago)  offiziell als Pilgerin ausweisen und uns damit Eintritt in die Pilgerherbergen gewähren können.

 

Wie man sieht, werde ich auch eine Kamera mitnehmen, um das Erlebte in Form von Fotos und Videos festzuhalten, so wie es sich meine Familie und Freunde wünschen. Wird sicherlich ungewohnt sein für das Videotagebuch mit Selfie-Stick in der Pampa herumzulaufen, aber ich tröste mich damit, dass mich keiner sieht oder zumindest nur wenige Mitpilgerer. Wobei ich annehme, dass - zumindest bei der Anzahl vorhandener Videos auf Youtube - es die Spanier bereits gewohnt sind, sowohl in den größeren Städten als auch in den kleinen Dörfern, die der Camino durchquert, den ein oder anderen Pilgergefährten mit Selfie-Stick zu sehen, sodass das dann für sie kein besonderer Anblick mehr ist.

 

Damit mir auch in Sachen Kommunikation nichts im Wege steht, lerne ich momentan täglich spanische Vokabeln, um meine Schulkenntnisse aufzufrischen. Interessanterweise sind die damals gelernten Worte nach jahrelang fehlender An-wendung schnell wieder da. Luca gefällt's und prabbelt mir auch schon fleißig nach; aber das Einzige, was er tatsächlich fließend sagen kann ist: "Soy (un) gato, bebo leche!", zu Deutsch "Ich bin (ein) Kater, ich trinke Milch!" - na dann. Das wird ihm sicher jeder Spanier sofort abnehmen ;-)


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#004

Generation »Travel & Adventure«

Wunderschöne Felsenlandschaften, endlose Höhe und Tiefen, paradiesische Stände und Palmen soweit das Auge reicht, leuchtend bunte Städte und versteckte Gassen, wo das urbane Leben tanzt. Das und vieles mehr findet man auf YouTube auf den etlichen Reisekanälen.

 

Eins wird schnell klar, wenn man sich die ganzen Reiseblogger und Travel-Vlogs genauer anschaut: Wenn es etwas gibt, das die heutige Generation von jungen Wilden bis zu Endvierzigern verbindet, ist es das Reisen. Immer mehr Menschen und ganze Familien nehmen sich eine Auszeit, viele wollen nach ihrem Abitur "einfach nur weg", andere halten den Alltag und die Routine nicht mehr aus und bauen sich ein Online-Business auf. Wieder andere sind einfach ständig unterwegs; ob nun jobbedingt oder alle sechs bis acht Wochen einen Wochenendtrip. Es gibt viele Gründe zu reisen.

 

Allein der bekannte Reiseführerverlag Lonely Planet hat über eine Millionen Follower auf Instagram und unter dem Hashtag #worldtraveler finden sich 1,8 Millionen Beiträge - selbst die Gruppe "Weltreise oder Langzeitreise planen" auf Facebook hat knappe 4.000 Mitglieder und es werden täglich mehr. Doch woher kommt unsere Reiselust eigentlich? Kritiker verbreiten gerne das Klischee, dass wir reisen, um damit zu prahlen; aber das trifft wohl eher auf eine kleine Minderheit zu, bei denen es grundsätzlich nur um Party und #yolo geht. Solche Leute findet man leider überall und in allen Altersschichten. 

 

 

Dabei reisen wir wir nicht, weil wir damit angeben wollen, sondern um unsere Neugier zu stillen, die eignen Grenzen kennenzulernen und zu erweitern. Für viele Reisende geht es dabei vor allem auch um Selbstfindung. Selbstfindung ist scheinbar etwas, was sich manche in ihrer gewohnten Umgebung nicht trauen und sich dann in der Welt einfach freier und ungehemmter fühlen, oder auch gezwungen sehen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wie weit man geht und wie viel man dabei von sich preisgibt, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden.

 

Ich selbst beobachte um mich herum immer mehr Rassismus, mehr Abschottung, mehr Gewalt, mehr Angst und nur noch die Sorge, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Dabei ver-gessen viele, dass wir alle nur ein kleines Stück in einem großen Puzzle sind. Wer reist, der begreift die Welt in ihrer ganzen Größe, taucht in andere Kulturen ein, legt Vorurteile ab, entdeckt wie alles miteinander verbunden ist, und lernt, dass uns Menschen viel mehr eint als was uns scheinbar trennt.

 

Reisen öffnet uns die Augen und die Herzen. Und genau das ist auch die Essenz, die reisende Familien ihren Kindern mitgeben wollen: sie reisen, weil Kinder Menschen, Geschichte und Kultur hautnah erleben; einen schöneren Unterricht kann es nicht geben. Und als positiver Effekt für die Eltern, lernt man die Wunder der Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen und das Unscheinbare wahrnehmen und wertzuschätzen.

 


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#003

Das moderne Alleinsein

Ich werde oft gefragt, warum ich Deutschland verlassen habe. Auch heute noch, wo ich bald schon ein Jahrzehnt in Wien lebe. Der Grund dafür ist ebenso banal wie auch nur eine logische Konsequenz all meiner eigenen Erfahrungen: Ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die immer viel arbeiten musste, um uns beide durchzubringen. Alimente von meinem leiblichen Vater bekamen wir nie. Meine Mutter verstand es aber, mir ein Lebensgefühl zu vermitteln, dass auf persönliche Wertschätzung und auf eine Menge eigener kleiner Freiheiten beruhte, und sie wusste meine Neugier auf meine Umgebung, die Menschen um mich und die Welt jederzeit zu stillen. So kam es auch, dass ich mich später im Kindergarten leider sehr schwer tat mich in das dort bestehende Gefüge einzufügen und mich plötzlich strengen Regeln unterzuordnen.

 

Ich verstand zwar, dass Regeln notwendig sind, damit eine Gemeinschaft funktioniert,  habe aber auch schnell gelernt wie aus individuellen Menschen, mit kleinen Eigenheiten, die eben auch Kinder schon haben, und wie ich sie liebte,  eine absolute Gleichheit wurde, das Anderssein war nicht gewünscht, und wer anders war, der wurde ausgrenzt. Das sorgte u.a. auch für Machtspielchen untereinander sorgt. Heute weiß ich, was im Kindergarten beginnt, wird im späteren Leben nicht anders. Da gibt es jene Menschen mit großem Geltungsdrang und jene, die sich in ihrer introvertierten Welt wohlfühlen. Und alle Menschen haben ihre Daseinsberechtigung.

 

Aber als Kind lernte ich, dass ich mich stets anzupassen hatte, folglich verbrachte ich meine ganze Jugend damit so zu sein, wie andere mich haben wollten. Nur innerhalb meiner Familie konnte ich so sein wie ich bin: ein kleiner Wirbelwind, mit einer gehörigen Portion Humor und einer menge kreativer Ideen. Spätestens mit Beginn der Pubertät, der Phase jugendlicher Rebellion, fasste ich den Mut, etwas an meiner Situation zu ändern. Das war eine bedeutende Entscheidung in meinem Leben - und veränderte es auch nachhaltig. Ich war nun ein Mensch mit Standpunkt.

  

In den 1980er-Jahren wandelte sich die Gesellschaft um 180 Grad. Aus einem schönen Frauenbild mit weiblichen Rund-ungen wurden "Barbies". Der ganze aufkommende Fitness-trend führte dazu, dass die Gemeinschaft mehr und mehr auf das einzelne Individuum abstellte - jedoch nicht im positiven Sinn. Vorgeheuchelte Selbstverwirklichung war die Triebfeder einer Gesellschaft aus Egoisten, die wir uns selbst erschufen. Es folgte Konsumwahn und permanenter Leistungsdruck. 

Der Haken? In Sachen Kindererziehung lebten wir spätestens in den 1990er Jahren wieder Werte, die aus einem Jahr-hundert stammten, als nur Männer die alleinigen Geld-verdiener waren. In deutschen Gesetzen hat der Feminismus bis heute keine Wurzeln schlagen können - wenn auch zum Vorteil der Frauen, wenn es um deren soziale Absicherung geht. Der deutsche Haushalt basiert nunmehr auf  Frauen, die ihre persönliche Bildung pflegen bis sie 30 Jahre alt (und älter) sind und erst dann ihre ersten Kinder bekommen. Damit liegen viele von ihnen den Großeltern sogar dann noch auf der Tasche, wenn sie gerade aus dem Studienalter hinaus sind, wobei diese sich in ihrer Rente eigentlich ein bisschen Ruhe verdient hätten. Die Rechnung mag für jene aufgehen, deren vorangegangenen Generationen ebenfalls spät Eltern geworden sind. Was aber wenn die Großeltern des eigenen Kindes genauso arbeiten gehen wie alle anderen Menschen? Fakt ist, wir sind keine Gesellschaft mehr, die Kinder, Eltern und Alte integriert. Das Schlimme daran ist, dass sich fast jeder in seinem Leben einmal  einsam oder allein fühlt und diesen Zustand für normal hält. Das ist das moderne Alleinsein.

 

Zu viel Zeit allein zu verbringen ist nicht gut - eben auch allein mit einem Zweijährigen. Weder für uns Eltern, noch für das Kind. Auch ich habe meine Grenzen. Die Wutanfälle, mit denen mein Handeln so manches Mal noch quittiert werden, sind nur begrenzt zu ertragen. Das gilt auch andersrum: Auch für mein Kind bin ich nur begrenzt zu ertragen. Ich sage was mich nervt und was mich stört - und oft möchte ich einfach meine Ruhe.

 

Es gibt Zeiten in meinem Leben und im Leben meines Kindes, in denen wir nicht im Mittelpunkt stehen, in denen uns nicht die volle Aufmerksamkeit zukommt, wo wir uns langweilen oder von allem genervt sind. So ist das Leben: ein Wellengang, der sich stetig mit uns verändert. Dabei sind wir aber nicht allein, sondern auf einer Welle schwimmen viele andere Menschen mit, die uns auf unserem Weg begleiten und uns inspirieren. 

 

In Sachen Erziehung ist mir wichtig, dass ich meinem Kind ein gesundes Fundament aus Liebe und Vertrauen mitgebe. Luca hat mich gelehrt, dass es (ihm) wichtig ist, seine Bedürfnisse als selbständiger Mensch wahrzunehmen, aber auch gewisse Grenzen vorzugeben, die er im Alltag braucht. Er hat seinen eigenen Kopf und entscheidet selbst, und das ist legitim, wann und wie stark er sich von mir als Mutter abkapselt.

 

(Und das geschieht schneller als mir lieb ist.)

Doch, was immer er tut, er weiß, dass er sich immer darauf verlassen kann, dass ich hinter ihm stehe und ihn aus ganzem Herzen liebe. Bedingungslos.

 

Das ist auch der Grund, warum ich auf Reisen gehen möchte. Um meiner selbst Willen würde ich vielleicht gar keine Welt-reise machen wollen oder erst viel später. Ich möchte meinem Kind aber mehr von der Welt zeigen. Ich will es Luca selbst überlassen, welche Werte er definiert. Er soll selbst beurteilen, was wichtig im Leben ist, und wer wirklich arm oder reich ist. Er soll merken, dass Gefühle wie Menschlichkeit und Liebe, glücklicher machen als es ein gewisses Maß an Besitz und Geld kann.

 

Ich glaube daran, dass es dort draußen auf der Welt noch Kinder, Erwachsene und Alte gibt, die fernab (oder zumindest distanzierter) vom digitalisierten Alltag leben. Menschen, die stets jemanden zum Reden haben, der ihnen auch wirklich zuhört und nicht nur von seinen eigenen Problemen erzählt. Menschen, die einander zusammenfinden und die einfache Gemeinschaft genießen. Selbst wenn das nur ein Traum von mir ist, so will ich dennoch mit eigenen Augen sehen, wie die Welt und die Menschen, die in ihr leben, wirklich sind; denn: ich kann es nicht wissen, wenn ich nicht auf Reisen gehe!


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#002

Verdammt sei die »Bucket List«

Vor einer Woche hielt ich sie in meiner Hand: die Kündigung. Ich darf nun offiziell bekanntgeben, dass ich Studien-abbrecherin bin! Aber fangen wir einmal von vorne an. Studiert habe ich eigentlich schon immer oder zumindest seit sich diese fixe Idee bei mir festgesetzt hat. Das begann zu Schulzeiten, als ich nach meiner Mittleren Reife weitere zwei Jahre in einem Wirtschaftsgymnasium verbrachte, welches ich verlassen musste, weil ich eine eigene Wohnung hatte, die bezahlt werden musste. Quasi nach dem Motto "Ich war jung und brauchte das Geld" begann ich eine Lehre zur Rechtsanwalts-fachangestellten; damals war ich gerade 18 Jahre alt. Nach 3 Jahren Ausbildung und einem sehr guten Abschlusszeugnis in der Tasche, wollte ich mir selbst beweisen, dass noch mehr ging. Und so begann ich ein nebenberufliches Studium im Fach Wirtschaftsrecht. Meine Tage waren damit von Montag bis Samstag komplett verplant. Das machte mir aber nichts aus, denn ich tat es für mich. Ich hatte ein klares Bild von meiner Zukunft vor Augen: ich sitze in der Rechtsabteilung eines großen Konzerns, setze Verträge auf und prüfe Rechtsfragen. Ich sah mich also genau die Dinge tun, die Juristen tun. Das sollte sich mit Geburt von Luca ändern. Ich bemühte mich an meiner Zukunftsvorstellung festzuhalten, stellte aber bald fest, dass ich mich damit nicht mehr anfreunden kann. Ich war fortan auf der Suche nach einer neuen Perspektive. In Folge traf ich eine Reihe von Entscheidungen, die damit zusammen-hängen, dass ich in meiner neu gewonnen Rolle als Mutter mein Wertesystem neu aufsetzte.   

 

Nach 10 Jahren in diversen Anwaltskanzleien hatte ich einfach nur das dringende Bedürfnis diese Ära zu beenden. Im Jahr 2016 machte ich mich also auf zu neuen Ufern und wechselte ich die Immobilienbranche. Ich muss sagen, die Immobilien-branche ist eine sehr interessante Branche, die durch ihre Eigendynamik besticht. Die ganze Sache hat allerdings einen kleinen Haken: ich dachte, die Veränderung, die ein neuer Job mit sich bringt, würde mir genügen. Mitnichten! Der Wunsch, mein Leben müsse sich von Grund auf neu strukturieren, hängt nach wie vor wie ein Damoklesschwert über mir. Es ist nicht so, dass mein Leben derzeit keinen Reiz auf mich ausübt; aber das Maß an Verantwortung, das ich als Mutter mehr trage, hat scheinbar irgendeinen - wenn nicht sogar mehrere - Knoten in meinem Inneren gelöst und ich bin seither ein Quell voller kreativer Ideen, für die mir die Zeit fehlt sie umzusetzen. So entstand meine ganz persönliche Bucket List, die es nun gilt abzuarbeiten. Ein Punkt ist - und der ist klar: eine Weltreise machen!


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#001

Die gefürchtete Zahl 30 - oder auch: wie alles begann...

Was soll ich sagen? Im Oktober 2016 feierte ich meinen runden Geburtstag. Da saß ich nun, mit 30 Jahren auf dem Buckel, und fragte mich, wo die ganze Zeit denn nur hin ist. Mit 30 wollte ich eigentlich viel mehr von der Welt gesehen und viel mehr erlebt haben! Wochenlang begleitete mich eine hartnäckige Melancholie, welche ich nicht loszuwerden vermochte. Lag es am Alter oder daran, dass ich Mutter bin und die Welt dadurch mit anderen Augen sehe oder daran, dass sich im Laufe der Jahre meine Prioritäten schlichtweg verändert haben? Ich gebe zu, ich bin einer dieser Schwarz-Weiß-Menschen. Bei mir gibt es nur "ganz oder gar nicht". Man darf jedoch nicht den voreiligen Schluss ziehen, dass ich grundsätzlich zu naivem Handeln oder zu unüberlegten Taten neige, vielmehr ist es so, dass ich, sobald mir etwas in den Kopf gesetzt habe, mich davon nicht so leicht abbringen lasse.

So war es auch, als ich den Entschluss fasste nach Wien zu ziehen und mein Leben in Deutschland hinter mir zu lassen. Getrieben von Tagträumerei und Reiseerinnerungen aus Uruguay und Argentinien wachte ich eines morgens auf und wusste wohin es gehen wird, ohne dass ich jemals zuvor in Wien oder in Österreich gewesen war. An sich schon eine irrwitzige Idee, ohne Kenntnisse von Land & Leute in ein fremdes Land zu ziehen; aber nach 6 Monaten war es dann soweit und es gab kein Zurück. Das war ein ganz schönes Abenteuer! Hinterfragt habe ich meinen Entschluss nie. So zieht sich das wie ein Motto durch mein Leben: Einfach machen!


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